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Prof. Dr. Verena Kuni  M. A.

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Was vom Tage übrig bleibt. Netz-Kunst-Geschichte(n) – Beschreiben und Erzählen als Basis des Archivs?

Vortrag im Rahmen der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaften
"Mediale Ordnungen. Erzählen, Beschreiben, Archivieren"
Hamburg, 06.-08.10.2005

vita brevis, ars longa? Ob Kunst von Dauer ist, hängt wesentlich von ihren Medien ab – vorab von denen ihrer Produktion, aber auch von jenen, die zu ihrer Vermittlung und Archivierung zur Verfügung stehen. Letztere wiederum bestimmen ihre Einschreibung in die Kunstgeschichte und das kulturelle Gedächtnis auf durchaus entscheidende Weise mit – und sie gewinnen um so mehr an Gewicht, wenn ein künstlerisches Werk oder ein künstlerischer Akt selbst nicht mehr erhalten oder per se nicht zu erhalten ist. Ausgerechnet jene Kunst, die ihre Entstehung den Entwicklungen im Bereich der Informations- und Speichermedien verdankt, steht hier vor einem doppelten Dilemma: Künstlerische Arbeiten, die nicht nur im World Wide Web präsentiert werden, sondern das Netz auch als Kontextsystem nutzen, sind von vornherein mit dem Problem konfrontiert, mit, in und für hochgradig instabile(n) Medien geschaffen worden zu sein, so dass sie auf Dauer kaum konservierbar sind. Umso schwerer wiegt, dass auch ihre Vermittlung und selbst die Archivierung von Sekundärinformationen nach wie vor ein Desiderat darstellen.

Zahlreiche der Projekte, die seit Anfang/Mitte der 1990er Jahre ins WWW gestellt wurden, sind mittlerweile wortwörtlich spurlos verschwunden oder bestehen nur mehr als Ruinen fort – nicht nur, weil Hardware- und Software-Voraussetzungen bzw. -Applikationen ihrer Entstehungszeit mit den aktuellen Anwendungen nicht mehr kompatibel sind, sondern auch, weil sich der Kontext, auf den sie referieren, verändert hat oder weggebrochen ist: Sei es, dass zu aktivierende Hyperlinks, die genuiner Bestandteil einer Arbeit waren, nicht mehr existieren, sei es, dass sich mediale Bezugspunkte wie die Eigenheiten von Programmen verändert haben. Zuweilen sind sogar die Basisdaten zu den Projekten nicht überliefert und auch kaum mehr einzuholen – ihre systematische Erfassung ist bis heute ein Desiderat. Was bleibt, sind – bestenfalls – "Beschreibungen" und "Erzählungen", die oftmals lückenhaft und selbst im Zuge eingehender Recherchen kaum mehr am Gegenstand zu überprüfen sind – und zudem zu Teilen ihrerseits ausschließlich im instabilen Medium des Netzes kursieren.

Was bedeutet dies für künftige Medienkulturen und das kulturelle Gedächtnis, aus dem sie schöpfen können? Wie sollen Medien- und Kunstgeschichte mit dem Wissen umgehen, dass weite Teile dieser künstlerischen Praxis weder zu konservieren noch zu archivieren sind – und in vielen Fällen auch valide Dokumentationen fehlen? Zu fragen ist also nicht nur, welche Daten sich (noch) erfassen und/oder rekonstruieren lassen und mit welchen Sekundärmaterialien Archive zu bestücken wären. Für den Fall, dass "Beschreiben" und "Erzählen" bestimmende Optionen für eine Überlieferung darstellen, muss vielmehr auch interessieren, wie mit diesen Optionen umzugehen ist.

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