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Prof. Dr. Verena Kuni  M. A.

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Lochkamera

Vortrag | Lecture
Workshop "Fotografie & Technik", GfM AG Fotografieforschung, Philipps-Universität Marburg, June 14-15, 2018 | 14./15.06.2018

Nicht erst im Zeitalter digitaler fotografischer Verfahren wird der Fotografie mit der Lochkamera aufgrund ihrer technischen Konditionen ein besonderer Status beigemessen: Gemeinhin gilt sie als eine Art Urform der Fotografie, die ausgehend von der Camera Obscura den nächsten logischen Entwicklungsschritt vollzieht, indem sie das projizierte Bild auf einen Träger fixiert. Tatsächlich mag die Lochkamera, zumal im Vergleich etwa mit einer professionellen Spiegelreflexkamera, auf den ersten Blick beinahe wie eine Black Box wirken, die – scheinbar ohne Optionen einer gezielten Steuerung des Prozesses zu offerieren – mittels Belichtung aus einem Input einen Output generiert. Den bildlichen Resultaten wird dem entsprechend gern ein gewisser Primitivismus unterstellt.

Indessen bieten die verschiedenen Phasen der Herstellung des Bildes – begonnen mit dem Bau der Kamera selbst und der Wahl des Trägermaterials über die jeweiligen Aufnahmekonditionen bis zur Entwicklung und Fixierung – nicht nur zahlreiche Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Bildgestaltung. Zusätzlich zur Anwendung von Kenntnissen der Physik bzw. Optik und der (Foto-)Chemie sind für Letztere auch die auf experimentellem Wege gewonnenen Erfahrungen mit den jeweiligen Techniken, die in diesen Phasen zur Anwendung kommen, von entscheidender Bedeutung. Es hängt also stark vom Konzept der jeweiligen Bildautorin, des jeweiligen Bildautors ab, ob, wie und inwieweit das Verfahren gesteuert und ob, wie und inwieweit mit jenen Faktoren gearbeitet wird, die sich der Kontrolle entziehen.

Speziell im Kontext einer zunehmenden Verbreitung und Dominanz digitaler Fotografik kommt der Lochkamera-Fotografie als primär analogem, das Händische und die Materialität in den Vordergrund stellendem beziehungsweise entsprechend assoziiertem Verfahren aus einer Reihe weiterer Gründe ein besonderer Stellenwert zu – und nicht nur, weil sie und ihre Resultate nostalgischer Fetischisierung unterliegen mögen. Dies gilt umso mehr, insofern die Wahl fotografischer Techniken und Verfahren, sofern sie aus freien Stücken getroffen werden kann, einerseits mit ästhetischen Entscheidungen, Prämissen und gegebenenfalls sogar Programmatiken verknüpft ist sowie andererseits mit entsprechenden Rezeptionsweisen rechnen darf.

Zugleich sind durch den Umbau handelsüblicher Apparate längst auch digitale Kameras als Lochkameras einsetzbar – womit sich wiederum nicht nur die technischen Parameter ändern, sondern auch andere Bilder generieren lassen. Diese Form der Digitalisierung unterscheidet sich zudem von anderen analogitalen Transfers und Transformation – wie etwa der Übersetzung fotografischer Verfahren in Filterfunktionen digitaler Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop und Gimp, oder der Referenzen einer App wie Instagram auf die Polaroid-Fotografie. Umso mehr stellt sich die Frage nach dem Einfluss, den die Technik und ihr Assoziationsradius auf Genese und Deutung der Bilder behaupten.

In meinem Beitrag möchte ich das denkbar weite Feld, das die Auseinandersetzung mit der Lochkamera-Fotografie in diesem Sinne eröffnet, anhand von Fallstudien an ausgewählten Positionen und Projekten vornehmlich künstlerischer Provenienz für die Fragestellungen des Workshops fruchtbar machen.

Hintergrundinformationen | Background Information:

Projekt "A2D2A" auf www.under-construction.cc | Project "A2D2A" at www.under-construction.cc

Projekt "Metaphorologie der Medien" auf www.under-construction.cc | Project "Metaphorology of Media" at www.under-construction.cc

Forschungsschwerpunkt auf www.under-construction.cc | research focus MEDIOLOGIES at www.under-construction.cc

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