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Prof. Dr. Verena Kuni  M. A.

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Die Klein'sche Mütze. Mathematik Be-Greifen

Vortrag | Lecture
im Rahmen des Symposiums "Hand-haben",
Muthesius Hochschule Kiel, 14.-16.06.2008

Dass Begreifen nicht allein mit dem Intellekt zu tun hat, kann bereits die Etymologie verraten. Tatsächlich ist das Zusammenspiel von Auge und Hand entscheidend nicht nur für die kindliche Entwicklung kognitiver Fähigkeiten vom raumzeitlichen Denken bis hin zum sprachlichen und mathematischen Abstraktionsvermögen, sondern bleibt lebenslang für das Lernen und Verstehen komplexer Zusammenhänge von Bedeutung.

Auch in der Mathematik und ihrer Didaktik dienen dreidimensionale Modelle dazu, in Formeln gefasste Gesetze zu veranschaulichen und zu manifestieren, gleichsam "mit Händen greifbar" und be-greifbar zu machen. Die Geschichte der plastischen mathematischen Modelle ist allerdings wechselvoll: Nach einer Blütezeit in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts können sie sich im zwanzigsten Jahrhundert noch bis in die Nachkriegszeit auf breiter Basis behaupten. Ab dieser Zeit erhalten sie in der universitären Forschung und Lehre jedoch zunehmend Konkurrenz durch Computersimulationen – indes sie im Bereich des Lernspielzeugs sowie in Design und Kunst in verwandelter Gestalt begegnen.

Aus eben diesen Feldern scheinen auch jene Impulse zu kommen, die in jüngerer Zeit eine wahre Renaissance des mathematischen Modellbaus eingeläutet haben. Mathematische Puzzles und Spielzeuge erfahren eine neue Konjunktur; "Hand On"-Ausstellungen und Museen wie das Giessener Mathematikum erfreuen sich eines zunehmenden Besucherinteresses; zeitgenössische DesignerInnen und KünsterInnen greifen in ihren Arbeiten verstärkt auf einschlägige Inspirationsquellen zurück; im World Wide Web präsentieren MathematikerInnen ebenso wie BastlerInnen ihre auf der Basis von Origami-Techniken gefalteten oder gar auf der Basis klassischer Handarbeitstechniken hergestellten Kreationen.

Woher rührt in einer Zeit, in der die digitale Kultur zur Dominante geworden ist, die Begeisterung für eine Mathematik, die mit Händen zu greifen ist? Geht es wirklich immer ums Begreifen oder bleibt es mitunter doch nur bei der Bewunderung für die "Schönheit der Mathematik" und für die ästhetische Form, die auch unabhängig von den Formeln, die sie repräsentiert, fasziniert? Ist es der Wunsch, wenigstens eine (Grundlagen )Wissenschaft bei den womöglich noch begreifbaren Wurzeln zu fassen, während sich das Gros der zeitgenössischen Forschung längst auf einem Niveau bewegt, das sich selbst bei guter Allgemeinbildung dem populären Verständnis weitgehend entzieht? Oder wird hier zu Recht der Wert eines händischen Be-Greifens wiederentdeckt, das durch Simulationen nicht zu ersetzen ist? Sind etwa selbst gehäkelte und -gestrickte mathematische Objekte nur ein besonders skurriles Produkt der Vereinigung von alter Handarbeits- und neuer Nerdkultur oder können sie tatsächlich auch als "Philosophisches Spielzeug", als Denk-Werk-Zeuge funktionieren?

Diesen Fragen wird der Vortrag anhand prototypischer Objekte aus Wissenschaft(sdidaktik), Hobbyismus, Design und Kunst nachgehen, wobei den Verfahren der Herstellung, den Hand-Habungen sowie dem Be-Greifen besondere Beachtung zukommen wird.

Hintergrundinformationen | Background Information:

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