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Typisierungen des Menschen um 1900

Workshop-Tagung
Fr 18.02. & Sa 19.02.011
Goethe-Universität, Campus Westend, 1.414

Visual Humanities: Typisierungen des Menschen um 1900

Die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausbildenden Wissenschaften vom Menschen entwickeln anthropometrische Verfahren, die nicht nur in differenzbildender Absicht eingesetzt werden, sondern auch normative Standards etablieren. Auf der Basis dieser Verfahrensweisen entstehen Diskurse der 'rassischen' wie auch der sozialen Differenzierung. Sie dienen darüber hinaus ebenso der Ausgrenzung vermeintlich bedrohlicher Devianzen wie etwa in den Methoden der kriminologischen Anthropologie. Im Rahmen eines empirischen Wissenschaftsverständnisses operieren sie mit einer Ordnung des Sichtbaren und verfügen über ein realitätserzeugendes und durch Stereotypisierungen in hohem Maße normativ wirkendes Potential. Typologische Vermessungen der anthropologischen Erfahrungswelt haben nicht von ungefähr um 1900 Konjunktur, da sie im Zuge eines umfassenden kulturellen Umbruchs und krisenhafter sozialer Verunsicherungen, besonders im urbanen Feld, ein Register der Reduktion von Komplexität und der Bewältigung respektive der Ordnung von Chaos versprechen.

Der Workshop diskutiert diesen Kontext aus kultur-, kunst-, literatur- und medienwissenschaftlicher Perspektive. Im Zentrum stehen Fragen danach, welche anthropologischen Grundfragen die semiotische Praxis der Typenbildung aufwirft, in welcher Beziehung wissenschaftliche und künstlerische Typenbildung zueinander stehen, welche Rolle die mediale Form der (Stereo-)Typen jeweils spielt, welche Lektüreverfahren zur Entzifferung des physiognomischen Codes jeweils zur Anwendung kommen, wie diese eingeübt werden und wie sie ihren Geltungsanspruch legitimieren. Es wird danach gefragt, wie hereditäre Determinanten und soziale Milieus auf die Typisierung einwirken und wie umgekehrt eingeführte Typen normativ auf die Selbstgestaltung der Subjekte zurückwirken.

Programm: Freitag, 18. Februar 2011

12:00 — 12:30
Einführung
12:30 — 13:30 Uhr
Susanne Scholz (Anglistik, Frankfurt): Face Books. Physiognomische Lektüren in der spätviktorianischen Literatur
13:30 – 14:30 Uhr
Daniel Dornhofer (Anglistik, Frankfurt): "Racial Origins of Jewish Types": Jüdische Selbstverortung im Rassediskurs der Jahrhundertwende
14:30 — 15:30 Uhr
Anita Traninger (Romanistik, FU Berlin): Beobachtungsparadigma, Typisierung und Intertextualität am Beispiel von Mariano José de Larras Artículos in ihrem europäischen Kontext
15:30 — 16:00 Uhr: Kaffeepause
16:00 — 17:00 Uhr
Thomas Roeske, (Prinzhornsammlung Heidelberg): "Auferstehung des Fleisches, in dieser geschätzten Welt schon". Sascha Schneiders Titelbilder zur Gesamtausgabe Karl Mays
17:00 — 18:00 Uhr
Elke Gaugele (Wien): "Plastisch erschaute Idealbilder". Biopolitiken der Mode im Blickregime der kolonialen Moderne
18:00 — 19:00 Uhr
Verena Kuni (Visuelle Kultur, Frankfurt): (Un)Sichtbar. Zur Typisierung des Entzugs

Programm: Samstag, 19. Februar 2011

9:30 — 10:30 Uhr
Susanne Komfort-Hein (NDL, Frankfurt): "Aus dem Chaos fixieren". Zur (Un)lesbarkeit des Menschen zwischen 'eigentlichstem Wesen' und 'Ornament der Masse'
10:30-11:30 Uhr
Björn Weyand (NDL, Frankfurt): "Wer blickt, wird rasch belehrt werden". Zur Topik des Typologischen im neusachlichen Jahrzehnt
11:30 — 12:30:  Mittagspause
12:30 — 13:30 Uhr
Andreas Becker (TFM, Frankfurt): Technische Reproduzierbarkeit und Typisierung in der Chronofotografie und im frühen Film
13:30 — 14:30 Uhr
Julika Griem (Anglistik, Darmstadt): "Funny Bones". Kontinuitäten visualisierender Forensik zwischen 1900 und 2000
14:30-15:00
Abschlussdiskussion

Organisation und Leitung:
Prof. Dr. Susanne Scholz (Institut für England- und Amerikastudien)
Prof. Dr. Susanne Komfort-Hein (Institut für Deutsche Literatur und ihre Didaktik)
Prof. Dr. Verena Kuni, Institut für Kunstpädagogik/Visuelle Kultur)

Die Veranstaltung wird gefördert durch die Dr. Bodo Sponholz-Stiftung für Wohlfahrt, Kunst und Wissen, Frankfurt am Main.

Metadaten:
Visual Humanities
Typisierungen des Menschen um 1900
Workshop-Konferenz
Konzeption & Organisation: Prof. Dr. Susanne Komfort-Hein, Prof. Dr. Verena Kuni & Prof. Dr. Susanne Scholz
FHG Forschungsfeld 3: Wissenskulturen
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Campus Westend,1.414
Freitag, 18. Februar & Samstag, 19. Februar 2011

www.visuelle-kultur.info

dachprojekte: [IN]VISIBILIA, MEDIOLOGIEN

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