2014-01-26
Im Prinzip Ja,
zumindest nach der Begründung für eine Begrenzung der Aufwandsentschädigung bei der Beratung der Approbationsordnung im Bundesrat: Der "Wettbewerb "um die besten Köpfe" sollte … nicht über die Höhe der finanziellen Zuwendungen, sondern über die Qualität der Ausbildung geführt werden" (wir berichteten hier). Radio Eriwan fühlt sich allerdings bei der Frage, wie die Qualität eines Tertials im Praktisches Jahr (PJ) gemessen werden kann, von den Bundesländern allein gelassen. Es vermutet, dass die Länder als Träger der meisten Universitätskliniken dort die beste Qualität gewährleistet sehen. Als Bestätigung findet er beim Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD): "An den Universitäten wird die Lehre durch berufene hauptamtliche Professuren verantwortet. Bei den Akademischen Lehrkrankenhäusern wird sie insbesondere durch apl. Professuren und Privatdozenten vertreten. An den anderen Krankenhäusern steht nicht annähernd in vergleichbarem Umfang qualifiziertes wissenschaftlich-ärztliches Personal zur Verfügung." (Quelle im Netz nicht erreichbar). Wenn nicht mehr die Universitäten über die Einweisung der Studierenden in die Lehrkrankenhäuser entscheiden, sieht der VUD das Problem, dass "an einem Krankenhaus PJ-Studenten mehrerer Universitäten ausgebildet werden" und übersieht dabei zugleich, dass bisher schon viele Studierende ein Tertial an einem Lehrkrankenhaus einer anderen Uni absolviert haben. Nach unserer Beobachtung funktioniert die Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten sowie von Medizinstudierenden verschiedener Unis sehr gut.
Was ist mit "besten Köpfe" gemeint? Angesichts der strengen Zulassungskriterien und Prüfungen sehen wir alle PJ-Studierenden angesprochen.
Frage an Radio Eriwan: Gibt es Berichte über die Qualität eines PJ-Tertials?
Im Prinzip Ja.
Die meisten Berichte mit einer differenzierten Bewertung der verschiedenen Aspekte, mit denen Studierende die Qualität eines PJ-Tertials wahrnehmen, hat Radio Eriwan auf der Site PJ-ranking.de01 gefunden. Radio Eriwan kennt kein medizinisches Dekanat, das die Qualität des PJ bewertet und die Ergebnisse den Studierenden als Hilfestellung bei der Auswahl eines Lehrkrankenhauses bekannt gibt.
Frage an Radio Eriwan: Müssen die Universitätsklinika im Ranking der Studierenden einen Vergleich scheuen?
Im Prinzip Ja.
Bei einer Auswertung von 260 aktuellen aufeinanderfolgenden Berichten von Studierenden errechnet sich für Unikliniken eine mittlere Note von 2,34 (n=44), für nichtuniversitäre Lehrkrankenhäuser von 1,64 (n=216). Dabei profitiert der Durchschnitt der Unikliniken wohl noch davon, dass chronisch schlecht bewertete Fächer dort seltener gewählt werden.
Es sollte den Bundesländern zu denken geben, dass so manches Tertial an Unikliniken ausdrücklich damit kommentiert wird, eine Ausbildung habe nicht stattgefunden.
Frage an Radio Eriwan: Machen Studierende ihr Qualitätsurteil von der Aufwandsentschädigung abhängig?
Im Prinzip Nein.
Auch bei PJ-Tertialen, für die eine Aufwandsentschädigung gezahlt wurde, finden sich deprimierende Beurteilungen bis hinauf in die Gruppe mit den höchsten finanziellen Entschädigungen. Offensichtlich lassen sich die Studierenden durch eine hohe Aufwandsentschädigung nicht korrumpieren, wenn die Ausbildung im Tertial eine schlechte Bewertung verdient hat.
Angesichts der Häufigkeitsverteilung der monatlichen Aufwandsentschädigung findet Radio Eriwan seine Einteilung in die Premium-Klasse, Fakultativ-Klasse, Minimal-Klasse und Ausbeuter-Klasse berechtigt.
Frage an Radio Eriwan: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Höhe der Aufwandsentschädigung und Bewertung der Ausbildungsqualität?
Im Prinzip Ja.
Die Graphik zeigt Daten aus 260 aufeinanderfolgenden Berichten über Tertiale an deutschen Unikliniken und Lehrkrankenhäusern nach dem 1.04.2013 und die Zuordnung der Gesamtnote durch die Studierenden zur jeweils gezahlten Aufwandsentschädigung. Freie Unterkunft, freie oder verbilligte Verpflegung, Fahrtkostenzuschuss, Büchergeld etc., die teils mit der Aufwandsentschädigung verrechnet, teils additiv gewährt werden und für Radio Eriwan ein zusätzliches Kriterium für die Klassenzuordnung sind, gehen hier nicht ein.
Je höher die Aufwandsentschädigung, desto seltener eine schlechte Benotung. Die Trendlinie hat eine positive Steigung, für Radio Eriwan plausibel: Ein Krankenhaus, dem die Studierenden viel materiellen Aufwand wert sind, bemüht sich auch um eine gute Betreuung und Ausbildung.
Letzte Überprüfung: 2018-04-12
01 https://www.pj-ranking.de/page/start/ | kuni.org/to/YxxRT
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