2015-12-03, aktualisiert: 2022-08-20
Im Prinzip Ja,
real ist der Titel des Artikels von Christian Heinrich zum "Thema Nachwuchsmediziner" in "CHANCEN" der ZEIT No 47 S. 8301. Darin beschreibt er einleitend einen "Eklat", der sich im OP eines norddeutschen Krankenhauses ereignet haben soll. Radio Eriwan muss dem Autor glauben, dass ein Student im Praktischen Jahr (PJ – Radio Eriwan) mit Haken die Bauchdecke bei der Blinddarmoperation eines 58-Jährigen aufgehalten hat und dem operierenden Chefarzt gesagt haben soll: "In einer Viertelstunde muss ich gehen, ich habe seit fünf Minuten Feierabend."
Frage an Radio Eriwan: Schildert der Artikel eine Realität?
Im Prinzip Ja,
allerdings liegt die Wahrscheinlichkeit für Männer im PJ weit unter 50%, sie stellen etwa ein Drittel der Studierenden. Wenn sie nicht zu den 9% gehören, die das PJ im Ausland absolvieren, und am Pflichfach Chirurgie interessiert sind, wählen sie keine Uniklinik, sondern ein Lehrkrankenhaus (in PJ-Ranking02 ca. 75%), an dem sie sich mehr Teilnahme an der praktischen (sic!) Krankenversorgung versprechen. Vom Autor der Generation Y zugerechnet, kann vom Studenten nicht nur starkes berufliches Interesse, sondern auch eine hohe Qualifikation sowie digitale Kompetenz erwartet werden03. Dazu passt die vom Autor geschilderte Reaktion des prompt aus dem OP Entlassenen: "Gut, dann schau ich mir die Operation auf YouTube an, dort bekomme ich auch wenigstens etwas erklärt. Tschüss."
Frage an Radio Eriwan: Ist das fehlende Erklären durch den Chefarzt eine Realität?
Im Prinzip Ja,
denn nach der "PJ-Umfrage 2014" von via medici des Thieme-Verlags "Tolle Ausbildung oder schnöde Ausbeutung?"04 hat sich (über alle Fächern hinweg – Radio Eriwan) der Chefarzt "nur wenig bis gar nicht am eigentlich ihm obliegenden Ausbildungsauftrag beteiligt". Der Chirurgie wurde mit 11% Häufigkeit der Beurteilung "sehr gut" die schlechteste Betreuungsqualität aller Fächer bescheinigt, gegenüber der Umfrage 201105 (17%) noch dazu eine markante Verschlechterung. 27% der Studierenden hatten "häufig das Gefühl, nur als billige Arbeitskraft missbraucht zu werden, die Blutentnahmen am Fließband erledigt und im OP Haken und Klappe hält".
Frage an Radio Eriwan: Hat der PJ-Student etwas verpasst?
Im Prinzip Ja,
wenn der Chefarzt ihm erklärt hätte, warum er eine offene Appendektomie durchgeführt hat statt eine gerade bei älteren Patienten heute bevorzugte minimal-invasive endokopische Entfernung des Blinddarms ("Schlüssellochchirurgie")06.
Frage an Radio Eriwan: "Ich operiere dann morgen weiter" – wirklich real
Im Prinzip Nein,
im Artikel wird der Titelsatz nicht mehr aufgegriffen und nicht belegt. Radio Eriwan mutmaßt einen Blickfang für den Artikel über Konflikte, weil die "Nachwuchsmediziner der Generation Y … andere Vorstellungen vom Leben und Arbeiten als ihre Chefs" haben.
Frage an Radio Eriwan: Kann das gut gehen?
Im Prinzip Ja,
Radio Eriwan hat auf diese Frage aus dem Untertitel des Artikels zwei Antworten:
Frage an Radio Eriwan: Wirkt im PJ eine Generation Y?
Im Prinzip Nein,
die sehr unterschiedlichen Biografien durch die Zulassungsbedingungen im Fach Medizin mit einem besonders strengen Numerus-Clausus, die (Wieder-)Aufnahme des Medizinstudiums bei vielen Frauen nach einer Familienpause etc. lassen es nicht zu, die Studierenden im PJ einer Generation zuzurechnen. Zudem leuchtet Radio Eriwan die Kritik ein, nach der "Generationenkonzepte wie Y oder Z nichts anderes als Pseudowissenschaft" sind (2018-08-15 fand sich diese Formulierung nicht mehr im zitierten Artikel, dafür der "Hamburger Bildungsforscher" "Rolf Schulmeister geht sogar so weit zu bezweifeln, dass Angehörige der o. g. Jahrgänge „typischerweise“ Merkmale aufwiesen, die sie deutlich von denen anderer Jahrgänge unterschieden und es rechtfertigten, von einer „Generation y“ zu sprechen" und Hannes Schrader wird aus 'ZEIT Campus' zitiert mit "dass das Reden über Generationen vordergründig dazu diene, Klischees zu erzeugen" und der Generationsbegriff werde "von Forschern missbraucht, die endlich mal wieder interviewt werden wollen. Von Journalisten, die gefühlige Texte schreiben wollen. Sie machen Annahmen, die sich eh nicht überprüfen lassen und auf irgendwen immer zutreffen werden." 07.
Letzte Überprüfung: 2022-08-19
01 https://www.zeit.de/2015/47/mediziner-nachwuch
s-generation-y-arbeit-leben/komplettansicht#ma
in#main | www.kuni.org/to/rLNRQ
02 https://www.pj-ranking.de/ | www.kuni.org/to/n8Lb
03 https://de.wikipedia.org/wiki/Generation_Y#Soziol
ogische_Charakterisierung | www.kuni.org/to/nPxb
04 https://www.thieme.de/viamedici/pj-pj-umfrage-155
6/a/pj-umfrage-2014-21649.htm | www.kuni.org/to/nLKb
05 https://www.thieme.de/viamedici/pj-pj-umfrage-155
6/a/umfrage-pj-umfrage-2011-10862.htm | www.kuni.org/to/nV6b
06 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26575247 | www.kuni.org/to/nXVb
07 https://de.wikipedia.org/wiki/Generation_Y#Bezwei
flung_der_Existenz_einer_Generation_Y | www.kuni.org/to/SvBRQ