2010-11-24
(Redaktioneller Hinweis: Dieser Artikel, ursprünglich auf der Website mbhessen.de am 24.11.2010 veröffentlicht, wird hier archiviert, da er unter der o.g. Domain nicht mehr erreichbar ist) Zugegeben: Die Baum-Metapher, mit der Prof. Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), eine Drohkulisse für die Tarifeinheit aufbaute, war geschickt gewählt: "Wer die Tarifeinheit aufgibt, legt die Axt an die Wurzel der Tarifautonomie."01
Da entsteht vor den Augen mancher Leserinnen und Leser das Bild eines gesunden Baumes im Park der Tariflandschaft, umgeben von Mitgliedern des BDA und des deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) als Baumschützer, bedroht von nicht näher Benannten mit einer Axt, die nach seinen Wurzeln zielt. Aber das Bild ist völlig daneben; den Baum hat es so nie gegeben.
Die Tarifeinheit erscheint uns vielmehr als grundgesetzwidriger Schwarzbau. Seine Funktion hat er schon vor Jahren verloren. Die Arbeitgeber hatten ihn aufgegeben, als viele Gewerkschaften einschließlich der Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) sich von den DGB-Gewerkschaften gelöst und für ihre Mitglieder spezifische Tarifverträge erkämpft haben. Um im Bild zu bleiben: Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat in seinem Urteil vom 7.07.1002 lediglich die Ruine als zwingende Konsequenz abgerissen.
Zurück zur Tarifautonomie in der Tariflandschaft: Die Koalitionsfreiheit sorgt für eine blühende Artenvielfalt. Ihre Befriedung durch passgenaue und von den Beschäftigten akzeptierte Tarifverträge kommt auch den Arbeitgebern und im Krankenhaus Patientinnen und Patienten zugute.
Letzte Überprüfung: 2020-05-02
01 https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/
arbeitgeberpraesident-hundt-mahnt-gesetz-zur-tari
feinheit-an/3644002.html | kuni.org/to/bpgR5
02 https://www.bag-urteil.com/07-07-2010-4-azr-54
9-08/ | kuni.org/to/bVSR5
2010-08-22
Vom Nutzen der interkollegialen Fremdanamnese handelt dieses You-Tube-Video (3:22 min), das nicht nur in der Abrufstatistik dieses Portals weit vorne steht, sondern auch in zahlreichen Websites zitiert wird.
Zur pointierten Asymmetrie des Dialogs gibt es auch schon Kommentare, einer davon: 'the reason that there is no comeback for this is because the orthopedic surgeon is doing work … and the anaethetist is creating this video on his iPhone while sitting behind a curtain. This must have been a good break from his crossword puzzle or sudoku … though it is funny', schreibt da ein wohl Betroffener. Er ist inzwischen ins Unrecht gesetzt worden: Hier gibt es die Antwort der Orthopäden (2:55 min).
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2010-06-18
Im Prinzip Nein.
Die Fragen an Radio Eriwan im Zusammenhang mit dem wochenlangen Streik der Krankenhausärztinnen und Krankenhausärzte im Marburger Bund gegen die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) reißen nicht ab. Mit "Sollen Ärzte für mehr Geld und Freizeit streiken" hat sich Radio Eriwan allerdings seit dem ersten vom Marburger Bund organisierten Streik nicht mehr befasst. Es war der Wiesbadener Kurier, der diese Frage zwei kompetenten Diskutanten mit Insiderkenntnissen vorgelegt und die Antworten als PRO & CONTRA am 14.06.10 abgedruckt hat.
Zunächst das Titel-adaptierte CONTRA-Statement als komplettes Zitat: "Ich wende mich auch aus anderen Aspekten gegen einen Streik: Wer, wie ich im Übrigen auch, den Arztberuf ergriffen hat, wusste und weiß, dass Arbeitsbelastungen und Dienstzeiten und auch die Bezahlung häufig nicht dem Einsatz, den man in diesem Beruf erbringt, entspricht." Unser Titel verrät, dass Radio Eriwan den zweiten Teil auf Anhieb verstanden hat. Der erste Teil erhält durch die Praxis vieler Krankenhäuser Sinn, Arbeitszeitgesetz und Tarifverträge nur durch Verleugnung der Arbeitsbelastungen und Dienstzeiten im tatsächlichen Umfang einzuhalten.
Da verneigt sich Radio Eriwan in neidloser Anerkennung davor, dass Prof. Dr. Schmitz nicht mehr zu streiken braucht, weil er seit 15.06.2008 als medizinischer Geschäftsführer der Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden (HSK) schon für die verbleibenden Monate 2008 124.000 € erhalten hat (Quelle: Beteiligungsbericht für das Geschäftsjahr 2008, S. 133 (1,8 MB!) der Landeshauptstadt Wiesbaden).
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2010-03-08
Im Prinzip Nein.
Keinen Ärztemangel in deutschen Krankenhäusern meint der GKV-Spitzenverband, der Spitzenverband Bund der Krankenkassen, nach dieser Presseinformation zu sehen. Schließlich hätte die Zahl der Krankenhausärzte in den letzten zehn Jahren um 13%, die der Fälle nur um 4% zugenommen. Die Zahlen selbst und ihre Veränderung präsentiert er in zwei Grafiken als PDF-Dateien, die Zahl der Krankenhausärzte von 1998-2008 hier und die Fallzahlen im selben Zeitraum hier. Diese Zahlen sind ohne Zweifel richtig. Da mit der Einführung der DRG (Fallpauschalen) sich die Erhebung der Fallzahlen grundlegend verändert hat, ist deren Verlauf über diesen Zeitraum nicht vergleichbar. Wir wollen die Zahl der Krankenhausärzte näher betrachten und zeigen deshalb den Verlauf ab 2003. Zum besseren Vergleich haben wir die absoluten Zahlen auf den Ausgangswert (hier 2003 = 1) bezogen.
Frage an Radio Eriwan: Beschreiben diese Zahlen den Sachverhalt richtig?
Im Prinzip Nein.
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2010-02-18
Nein, wir sind nicht die deutsche Online-Ausgabe des International Journals of Obesity. Ohne hohen wissenschaftliche Anspruch leuchtet uns die Evidenz eines Tiermodells ein, auf das uns dieser FR-Artikel aufmerksam gemacht hat.
Immerhin endet dieses Video mit einer hoffentlich animierenden Adipositas-Therapie auf dem Laufband gegen den Winterspeck.
Alle Katzen-Fans werden sich sicher die sechs weiteren Videos des Zeichners Simon Tofield anschauen und damit zur Vermehrung der bisher bereits über 14 Millionen Zugriffe auf die Kultserie beitragen.
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2010-02-10
Im Prinzip Nein.
Auch für das Universitätsklinikum Eppendorf in Hamburg ist nach diesem Spiegel-Artikel lediglich erwiesen, dass eine spionagefähige Software installiert worden ist, mit der, ohne Spuren zu hinterlassen, die Arbeitsplatzcomputer aller Mitarbeiter durchsucht werden konnten. Gesucht wurde nach dieser Software, nachdem Prof. Dr. med. Jörg F. Debatin, Ärztlicher Direktor und Vorsitzender des Vorstandes, aus einer Stellungnahme zitiert hatte, die ein Arzt vertraulich für Mitglieder der Hamburger Bürgerschaft verfasst hatte.
Wenn also eine Online-Spionage noch nicht einmal für das UKE eindeutig erwiesen ist, gilt das erst recht auch für Hessens Kliniken.
Wir empfehlen deshalb auch keine gleichartige Untersuchung an hessischen Krankenhäusern. Wenn Sie nicht wissen, welche Daten wie offen liegen, kann ein socialising mit den richtigen Mitarbeitern weiter helfen.
Um niemanden in Versuchung zu führen, gegen den Datenschutz zu verstoßen, empfehlen wir grundsätzlich, auf sichere Kommunikationswege zu achten und sensible Arbeiten nur an einem wirklich Personal Computer zu verrichten. Insbesondere E-Mails haben die Vertraulichkeit einer Postkarte.
Für vertrauliche Nachrichten an fremden Rechnern sollten Sie zumindest einen verschlüsselten Weg wählen. Allerdings gibt es auch Software, die an einem Arbeitsplatzrechner die Tastenanschläge mitlesen kann. Aber die darf natürlich in einem deutschen Krankenhaus nicht installiert sein …
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2010-01-27
Wenn Sie diesen Kurzfilm (1:02min) gesehen haben, sind Sie nicht nur vom Nutzen eines Krafttrainings überzeugt, wie das auch schon zahlreiche Studien belegen. Sie werden sich fragen, seit wann es hier Schleichwerbung für eine Käsemarke gibt.
Die Lösung: Nolan's Cheddar gibt es in der Realität nicht. Es ist eine Pseudomarke in diesem Kurzfilm, der in Wirklichkeit Reklame für seinen Schöpfer John Nolan macht. Seine Website bietet auch einen Blick hinter die Kulissen seiner Animationen. Alle, die mit der Maus gezittert haben, wird das beruhigen: Sie ist ebenso gekonnte Filmkunst wie die Käsemarke.
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2009-12-13
Im Prinzip Ja,
zumindest, wenn diese Pressemitteilung der Unternehmensberatung Porsche Consulting in den Krankenhäusern umgesetzt wird. "Es gibt Abläufe, die durch das Fließprinzip der Industrie verbessert werden können, ohne dass der Patient den Eindruck hat, er würde am Fließband behandelt", wird darin ein Klinikchef zitiert, dem es gemeinsam mit den Porsche-Beratern in seinem Luxemburger Hospital gelungen sein soll, die Auslastung des OP-Bereichs um 31 % zu verbessern.
Allerdings bezweifelt Radio Eriwan aufgrund der Berichte vieler Krankenhausärztinnen und -ärzte über die Folgen der Arbeitsverdichtung durch die Fallpauschalen den zweiten Halbsatz dieses Zitats. Zudem beklagen Ärztinnen und Ärzte es sehr häufig als belastend, dass sie auf die Organisation ihrer Arbeitsbedingungen zu wenig Einfluss haben.
Frage an Radio Eriwan: Kennst Du eine operative Klinik mit täglich 7:44h Arbeitszeit für Stationsärzte?
Im Prinzip Nein,
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2009-12-03
Vor der nahenden Grippe-Saison und der drohenden Neuen Grippe (vulgo Schweinegrippe) hatten wir in diesem Beitrag auf die Überlegungen zu einer Zwangsimpfung des Krankenhauspersonals im Deutschen Ärzteblatt hingewiesen sowie auf eine Dienstanweisung im Frankfurter Uniklinikum, wonach Impfmuffel sich nur noch mit einem Mundschutz im Klinikum bewegen durften.
Nun können wir allen Besorgten auch einen konstruktiven Vorschlag machen: Diese der Public Health Agency of Canada zugeschriebene Video-Schulung (1:07 min.) Coughing, Sneezing and You löst die Hygieneprobleme der Impfmuffel wesentlich eleganter und lockert zugleich den Arbeitsalltag auf.
Einen Klick weiter finden sie diese Musikparodie (2:46 min.). Sie zeigt drastisch, wie im privaten Umfeld Angst vor H1N1 sogar Freundschaften zerstören kann.
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2009-12-01
Im Prinzip Ja.
Vorausgesetzt, die acht Stunden Dienst bestanden aus einem gesunden Büroschlaf, der Bereitschaftsdienst gehörte zur virtuellen Stufe Null und man vertraut dem Inhalt dieser Pressemitteilung des Uniklinikums Dresden mit dem Titel Nachtdienst hat kaum Einfluss auf Leistungsfähigkeit der Ärzte.
"Die Untersuchung sollte klären, ob Ärzte künftig nur noch jeweils einen Tag- oder Nachtdienst leisten sollten, oder ob es vertretbar ist, an den nächtlichen Dienst einen Arbeitstag anzuhängen", erläuterte darin der Studienleiter, der damit den Eindruck erweckt, dass er zwar neben der Richtlinie der EU zur Arbeitszeit, dem Arbeitszeitgesetz und den Tarifverträgen zwischen dem Marburger Bund und dem Uniklinikum oder dem Land Sachsen steht, die so etwas gar nicht zulassen, aber voll in der Wirklichkeit vieler Kliniken.
"Obgleich Ärzte nach dem Nachtdienst schläfriger waren als ihre Kollegen, die ihren Dienst erst antraten, erzielten sie bei dem Rechentest gleich gute Ergebnisse", lesen die erstaunten Kollegen. Haben sie doch aus Ihrer Arbeitswirklichkeit und der reichhaltigen Literatur zu diesem Thema gelernt, dass übermüdete Ärzte unsicher wie unter Alkohol sind und nicht nur ihre Patienten durch Diagnose- und Behandlungsfehler, sondern auch sie selbst durch Unfälle und durch Herz-Kreislauferkrankungen gefährdet sind.
Frage an Radio Eriwan: Glaubst Du, was in der Studie steht?
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