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Aus-Zeiten an Un-Orten

Vortrag | Lecture
Tagung | Conference "Urbane Muße. Materialitäten, Praktiken, Repräsentationen", Universität Freiburg, May 2-4, 2019 | 02.-04.05.

Wenngleich Frankfurt als Stadt gilt, die ihren Einwohnern eine vergleichsweise hohe Lebensqualität bietet, wird sie für gewöhnlich wohl kaum als Ort wahrgenommen, den man speziell für Zwecke der Erholung aufsuchen würde – es sei denn, dieser wird im Club- und Nachtleben, in kulinarischen und/oder kulturellen Angeboten oder beim Shopping gefrönt. Für kürzere Aufenthalte an der frischen Luft stehen das Mainufer, Parks und Grünflächen zu Verfügung; wer mehr für das körperliche und mentale Wohlbefinden tun möchte, kann zudem auf Fitness-Center, Sportanlagen und diverse Wellness-Programme zurückgreifen. Und manche beackern zum Ausgleich für die Bürostunden einen urbanen (Gemeinschafts-)Garten.

Tatsächlich scheint es gerade der Mix aus Infrastrukturen, die vor allem dem Arbeits- und Erwerbsleben zu Gute kommen, sowie auf dessen Rhythmen abgestimmten Konsum- und Freizeitangeboten zu sein, die das urbane Leben – auch in Frankfurt – ausmachen: Mußestunden sind in diese Rhythmen passgenau eingetaktet; sie dienen nicht einfach nur der Erholung, sondern einer funktionalen Regeneration, die sich im Idealfall zudem als Teil eines vor allem insofern "ganzheitlich" zu verstehenden Gesamtprogramms ausweist, als sie zugleich als geistige und/oder körperliche Ertüchtigung verstanden werden kann. Die hierfür vorgesehenen Orte, Räume und Zeiten sind dem entsprechend eng definiert – und scheinbare Erosionen ihrer Grenzen erweisen sich rasch als auf den Bedarf nach der urbanen Taktung noch weiter entgegenkommende, komprimierte Konsumangebote: Kino im Garten, Kunststationen am Spazierweg, Yoga im Museum, Reiskörner zählen vor dem Konzert. Schon möglich, sich nach Feierabend ein Bier am Wasserhäuschen zu gönnen – vorausgesetzt, es liegt in der richtigen Straße und ist gerade "in". Mit den "Müßiggängern", die sich hier tagsüber um den Tresen sammeln, will man jedoch ebenso wenig verwechselt werden wie mit den Parkschachspielern mit Migrationshintergrund, über die das Stadtmagazin wiederum offenbar lieber berichtet als über die arbeitslosen Jugendlichen, die sich ihre Zeit auf den Bänken in der Einkaufsmeile vertreiben.

Urbane Muße definiert sich mithin als in vielfacher Hinsicht segregiert: zeit-räumlich ebenso wie ökonomisch und sozial – wobei diese Dimensionen eng miteinander verflochten sind und nicht nur ihre Repräsentationen, sondern auch ihre Materialisationen und die mit diesen verknüpften Praktiken bestimmen. Insofern stellt sich die Frage, ob und wie sich unter diesen Voraussetzungen im raum-zeitlichen, ökonomischen und sozialen Gefüge einer Stadt wie Frankfurt überhaupt alternative Perspektiven für urbane Muße einziehen lassen.

Hintergrundinformationen | Background Information:

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projekte: Bad Frankfurt, (UN)SICHTBARE STADT, MIKROKLIMA MAPPING, Time Bending Clock, Spielzeug und/als Werkzeug

dachprojekte: (UN)SICHTBARE STADT, Spielzeug und/als Werkzeug

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