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"Ich sehe was, was Du nicht siehst": Andere Zeiten

Bild-Lektüren zur visuellen Kultur. Fokus: Andere Zeiten
Interdisziplinäres Fachwissenschaftliches Seminar
Visuelle Kultur & Medienwissenschaften

"Die Grundidee des Films", schreibt Andrej Tarkovskij, "ist die in ihren faktischen Formen und Phänomenen festgehaltene Zeit." Im Film könne die Zeit "in Metallbüchsen" aufgehoben werden. Wie ein Bildhauer entferne der Filmkünstler "aus dem riesengroßen ungegliederten Komplex der Lebensfakten alles Unnötige und bewahrt nur das, was ein Element eines künftigen Films, ein unabdingbares Element des künstlerischen Gesamtbildes werden soll".

Zeitbasierte Medien fördern und fordern die Reflexion des Faktors Zeit — sowohl auf Seiten jener, die als KünstlerInnen mit ihnen arbeiten, als auch auf Seiten der RezepientInnen. Insofern ist es nahe liegend, die spezifischen produktions- und rezeptionsästhetischen Potentiale zu untersuchen, die dem Einsatz zeitbasierter Medien innewohnen. Vor diesem Hintergrund will das Seminar weiterführend danach fragen, wie in diesem Zusammenhang an und mit ?anderen Zeiten? gearbeitet wird bzw. werden kann.

In den letzten Jahrzehnten haben die Film- und Videokunst, haben RegisseurInnen wie auch bildende KünstlerInnen die Möglichkeiten, Zeit zu dehnen und zu raffen, sie zu verdichten und zu konzentrieren, zu zerteilen und neu zu arrangieren, ausgiebig genutzt. Die verschiedenen Formen und Formate, die medientechnischen Operationen und ästhetischen Strategien, die zum Einsatz kommen, um Zeitwahrnehmung und Zeiterfahrung zu thematisieren und zu transformieren, wird das Seminar in einem interdisziplinären Dialog untersuchen.

Grundlage unserer Arbeit werden neben ausgewählten Lektüren exemplarische Werke aus dem künstlerisch orientierten Spiel- und Dokumentarfilm, Experimentalfilm und —video, historische und zeitgenössische populäre Produktionen sowie film- und videobasierte Installationen von RegisseurInnen und bildenden KünstlerInnen sein.

* Hintergrundinformation zum Veranstaltungskonzept und format:

In Anlehnung an das bekannte Kinderspiel lädt die Veranstaltung dazu ein, das Feld der visuellen Kultur im Spannungsfeld von Sichtbarem und Unsichtbaren zu erkunden. Ausgangspunkt ist jeweils eine gemeinsame Bildbetrachtung: Anhand von ausgewählten "Anschauungsobjekten" aus Kunst und Wissenschaft, Populär- und Alltagskultur werden exemplarische Sondierungen vorgenommen — und in diesem Zuge auch Grundbegriffe, Theorien und Methoden vorgestellt, die für die Auseinandersetzung mit der visuellen Kultur von Relevanz sind.

In diesem Zuge werden nicht allein mögliche Bedeutungsschichten einzelner Bilder freigelegt und im Kontext der jeweiligen Produktions-, Publikations- und Rezeptionszusammenhänge erschlossen. Besonderes Interesse gilt beispielsweise auch den Austauschprozessen zwischen verschiedenen Bereichen der visuellen Kultur und mit anderen kulturellen Feldern sowie dem historischen Horizont ästhetischer und gesellschaftlicher (Bild-)Praktiken der Gegenwart.
Dies schließt auch Ortstermine in Institutionen sowie im öffentlichen Raum ein.

Literatur wird in der Veranstaltung angegeben und im Semesterapparat bereit gestellt.

Metadaten:
Wintersemester 2011/2012
"Ich sehe was, was Du nicht siehst" – Bild-Lektüren zur Visuellen Kultur
Fokus: Andere Zeiten
Interdisziplinäres Seminar Visuelle Kultur & Medienwissenschaften
Zusammen mit Dr. Andreas Becker, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
S (2 SWS) — Mi 10-12 — Sophienstr. 1-3, Raum: 206 u. Sichttermine (Campus Westend)
FWI / FW II / L2-KU-M4 / L5-KU-M4 / L3-KU-M5 / L3-KU-M6 / L3-KU-M9 (3 CP)

tags: ästhetik, erinnerung, film, kunst, kunst & medien, kunstgeschichte, medien, mediengeschichte, popkultur, populärkultur, sichtbarkeit, technologie, (un)sichtbarkeit, unsichtbarkeit, video, wahrnehmung, zeit