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kuniver.seProf. Dr. Verena Kuni M. A.
Kunst·Medien·Kultur - Theorie·Praxis·Vermittlung
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Art·Media·Culture - Theory·Practice·Transfer
Vortrag | Lecture
Workshop "Über das Versiegeln und Öffnen von Black Boxes – Dispositive und Artefaktarrangements als Analyseinstrumente", Universität Heidelberg, artes liberales – universitas, May 23-25, 2019 | 23.-25.05.2019
Die zeitgenössische Technokultur ist an Black Boxes denkbar reich – wenngleich allerdings nur ein Bruchteil der Objekte, Maschinen und Geräte, Apparate und Gadgets von jenen, die sie gebrauchen, als Black Boxes wahrgenommen wird und man möglicherweise darüber streiten kann, ob sie bewusst, eher notgedrungen oder lediglich unreflektiert als solche konstruiert worden sind.
Dem entsprechend wird man auch im Feld der auf netzbasierten (Video-)Plattformen denkbar beliebten Unboxing-Demos nach einem entsprechenden Subgenre weitgehend vergeblich suchen. Black Boxes begegnen hier vorzugsweise als versiegelte Objekte der (Alltags- bzw. Konsum-)Technologie, die lediglich aus der Verpackung gezogen und in Betrieb genommen werden müssen – als verkappte Vertreter ihrer Gattung jedoch in der Regel gar nicht erst als Black Boxes erkannt und benannt werden.
Aber es gibt auch Ausnahmen. Und es dürfte kaum überraschen, dass diese im Wesentlichen im Umfeld einer Maker- und Hackerkultur zu finden sind, zu deren Grundverständnis es gehört, Technologien nicht nur verstehen, sondern Hard- und Software in ihren Konstruktionsprinzipien nachvollziehen sowie gegebenenfalls auch nachbauen und/oder manipulieren zu können. Dies wiederum bedeutet freilich nicht, dass Technologie und technische Artefakte deshalb gegen ideologische Aufladungen und mit diesen einhergehenden Verschließungen gefeit wären. Vielmehr begegnen auch hier zusammen mit Demonstrationen der Öffnung Gesten der Versiegelung. Vor allem aber zeigt sich im Zuge einer genaueren Sondierung der Szene, dass speziell ihre Relation zum Topos der Black Box als durchaus ambivalent bezeichnet werden muss. Tatsächlich kann man dabei nicht nur auf Apparate stoßen, die dezidiert als Black Boxes entworfen und konstruiert werden, sondern auch auf Indikatoren für eine Fetischisierung entsprechender Imaginationen und Projektionen sowohl von Konzepten als auch von Objekten. Dies wiederum schließt nicht nur zeitgenössische, sondern auch historische Technologien und Artefakte ein.
Vor diesem Hintergrund einer komplexen Gemengelage, in der unterschiedliche Auffassungen, Konzepte, Theorien und Praktiken des Umgangs mit Technologien und technischen Artefakten nicht etwa nur aufeinanderstossen, sondern einander auf vielfältige Weise durchdringen, scheint es geboten, sich den Gegenständen mit einem entsprechend vielseitig konfigurierten bzw. vielfältig bestückten Werkzeugkasten in Verfahren zu nähern, in deren Zuge wiederum unterschiedliche Methoden ineinandergreifen.
Dies möchte ich in meinem Beitrag anhand konkreter Fallstudien bzw. der Auseinandersetzung mit und Analyse von Fallbeispielen demonstrieren, die primär aus zeitgenössischen Maker-/Hacker- und DIY-Kulturen stammen, teils aber auch in frühere Dekaden zurückdatieren. Nicht zuletzt möchte ich in diesem Zuge danach fragen, welchen Beitrag die Objekte zur Imagologie und Metaphorologie der Black Box sowie diese wiederum dazu leisten können, zu kritischen Reflexionen einer sich in ihren Rhetoriken nach wie vor auf das Primat von Funktionalität und technologischem Fortschritt berufenden Technokultur zu gelangen.
Hintergrundinformationen | Background Information:
Forschungsschwerpunkt Do It Yourself-Kulturen auf www.under-construction.cc | research focus Do It Yourself Cultures at www.under-construction.cc
Forschungsschwerpunkt & Projekt "A2D2A" auf www.under-construction.cc | Research Focus & Project "A2D2A" at www.under-construction.cc
Forschungsschwerpunkt Spielzeuge und/als Werkzeuge auf www.under-construction.cc | research focus Toys and/as Tools at www.under-construction.cc
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