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WILDNISSE

Fachwissenschaftliches Seminar
SoSe 2019

Was ist Wildnis? Ein kulturell geformter Begriff. Und ein Bild, oder besser gesagt: viele Bilder – die ebenso wie das, was der Begriff bezeichnen will, vielfältig und wandelbar sind. Immer aber eines beschreiben: einen Gegenpol zu dem, was die jeweilige Auffassung von Zivilisation als kultivierter (Lebens-)Gemeinschaft unter der Herrschaft des Menschen definiert. Insofern ist es kein Zufall, dass "Wildnisse" umso mehr zum Sehnsuchtsort werden, da diese Herrschaft als allumfassend gilt: Kein Winkel der Welt, der nicht vermessen und erschlossen wäre; kein Wesen und kein Ding, dass sich nicht beobachten, kontrollieren, steuern ließe.

Wo also ist noch Wildnis? In jedem Fall dort, wo sie schon immer war: in den Bildern, Imaginationen und Projektionen. Auf dem Weg zu ihrem aktuellen status quo haben sie sich allerdings gewandelt, verschoben und neu verwoben: Was zuvor als bare Bedrohung von Leib, Leben und Ordnung galt, erhält die Patina des Erhabenen, wird zur ästhetischen Erscheinung; zieht um in urbane Gefilde des Großstadtdschungels, wo zwischen Hochhausschluchten und Betonwüsten das Antoniusfeuer der Drogen Visionen ins Bewusstsein brennt, sich Techno-Tribes vernetzen und Brachen als Zonen der Verwilderung entstehen. Aufgrund von Übernutzung und im Zuge des Klimawandels wachsen neue Wüsten. Und es werden Zäune um neu ausgerufene Wildnisse gezogen: Um Naturschutzgebiete, aber auch um kontaminierte Zonen, die unbewohnbar geworden sind. Gewandelt hat sich die Idee von Wildnis mithin in einer weiteren Perspektive: Von einer Welt, die noch nicht vom Menschen besiedelt ist, hin zu einer Welt, aus welcher der Mensch wieder verschwunden sein wird. Geblieben ist die Vorstellung von Wildnis als Zone, die nicht oder nur unter Gefahr für Leib und Leben betreten werden kann.

Das Seminar lädt dazu ein, dieses mithin denkbar breite und schillernde Spektrum in Auseinandersetzung mit gegenwärtigen und historischen Imaginationen von Wildnissen in Künsten, Medien und Popkultur auszuloten und kritisch zu reflektieren.

Hinweise:
Das Seminar bietet Anschlüsse an das Seminar WIE WILD vom WS 2018/2019, dessen Besuch jedoch keine Voraussetzung für die Teilnahme ist.
Nicht nur Blick darauf, dass die Stadt Frankfurt am Bundesprogramm "Städte wagen Wildnis" teilnimmt und im Stadtraum Zonen der Verwilderung aufweist, können gemeinsame Ortstermine u.a. zum Komplex "Urbane Wildnisse" geplant werden.
Literatur und Ressourcen zum Thema werden im Seminar sowie im Semesterapparat in der Bibliothek zur Verfügung gestellt.

Metadaten:
Sommersemester 2019
WILDNISSE
Fachwissenschaftliches Seminar
S (2 SWS) — Di 12-14 — Sophienstr. 1-3, Raum: 206 u. Ortstermine
FW I / FW II / L2-KU-M4 / L5-KU-M4 / L3-KU-M5 / L3-KU-M6 / L3-KU-M9 (3 CPs)
BA/NF KMKB M6 (3 CPs) | MA KMKB MA KMKB M1 (5 CPs) | MA KMKB M3ab (S FW: 3+3 CPs) | MA KMKB M6ab (S FW: 3+3 CPs) | MA KMKB M7 (3 CPs + MP: 3CPs) | MA Ästhetik | MA Curatorial Studies | Gender Studies | Andere Studiengänge: Freier Wahlbereich n. Absprache

projekte: Biotop Stadt Frankfurt, Ins Grüne

tags: alltagskultur, anthropologie, ästhetik, bild & imagination, biowissenschaften, geschichten & geschichte, geschlecht, körper, kulturgeschichte, kunst & gesellschaft, kunst & wissenschaft, materielle kultur, medien, modelle, natur, orte & räume, repräsentation, topologien, topologies, unsichtbarkeit, utopien, visuelle kultur, wissenskulturen