2014-06-06
Um den Medizinstudierenden die Übersicht über die sehr dynamische Entwicklung bei der Vergütung im Praktischen Jahr (PJ) zu erleichtern, haben wir die uns bekannt gewordenen Krankenhäuser nach der Höhe der Vergütung in mehrere Klassen eingeteilt.
Karten und Listen haben wir für folgende Bundesländer zusammengestellt:
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen
Sehr wichtige Quellen sind die Berichte in PJ-Ranking.de (kuni.org/to/XfVB). Auf dieser Site wird leider nicht zwischen kostenfreiem und verbilligtem Essen unterschieden. 'Verpflegung' umfasst nicht selten lediglich das Mittagessen. In der aktuellen Version der Website wird die Information über eine Aufwandsentschädigung erheblich erleichtert: Bereits in der Berichtsliste werden Berichte über eine Aufwandsentschädigung in einer eigenen Spalte mit € gekennzeichnet und ein Mouse-over zeigt den Betrag an. Aber Vorsicht: Da "Gebühren" des Krankenhauses nicht gegengerechnet werden, kann sich der angezeigte Bruttowert erheblich vom Netto unterscheiden. Die Angabe bei "Gehalt" kann im Bericht auch mal vergessen werden oder es findet sich eine Null.
Die Berichte bei PJ-Ranking.de sollten unbedingt beachtet werden, da für die Auswahl eines Lehrkrankenhauses noch andere Kriterien als eine Aufwandsentschädigung entscheidend sein können. Auch wenn für Angaben dieses Beitrags als Quelle die Website eines Krankenhauses referenziert wird, können Berichte bei PJ-Ranking existieren, deren "Noten" oder Kommentare Beachtung verdienen. Innerhalb eines Krankenhauses kann die Benotung vom Fachgebiet abhängen und sich zudem bei Wechsel der beteiligten Personen ändern.
Über einen Zusammenhang der Höhe einer Aufwandsentschädigung mit der Qualität eines Lehrkrankenhauses haben wir hier Radio Eriwan befragt.
Mit Mouse-over können Sie sich das "Prüfdatum" anzeigen lassen, an dem wir die Quelle des Eintrags verifiziert hatten. Da Beiträge bei PJ-Ranking einen "Permalink" im Wortsinne haben, kann die Aktualisierung des Prüfdatums einen signifikanten Wechsel der Rahmenbedingungen und des Permalinks zu einem aktuelleren Beitrag bedeuten, ev. verbunden mit einer Neuklassifizierung. Ohne Wechsel des Permalinks signalisiert ein neues Prüfdatum die Existenz eines aktuelleren Beitrags ohne wesentliche Änderung der Rahmenbedingungen, wobei wir den Verweis auf den älteren meist dann belassen, wenn er eine Besonderheit schildert, auf die der aktuellere nicht eingeht. Wie bei den eingebetteten Bewertungen aus der Website pj-ranking.de bei den Eintragungen der einzelnen Klinika zitieren wir für bewertete Kliniken einen Bericht nur, wenn der Berichtszeitraum (Ende des Tertials) weniger als drei Jahren zurück liegt.
Wegen der andauernden Dynamik können wir die Tagesaktualität nicht garantieren. Zur Widersprüchlichkeit verschiedener Quellen können kurzfristige Änderungen; fehlende Aktualität einer Infobrochüre der Klinik etc. führen. Der Versuch, über die Approbationsordnung die Aufwandsentschädigung zu deckeln (wir berichteten zuletzt hier) kann eine Dissoziation zwischen dem offiziellen und dem 'gefühlten' Betrag bewirken (wenn z.B. spontan ein Anerkennungsbetrag für besondere Leistungen von privat zu privat wechselt…). Wir empfehlen, vor Vereinbarung eines PJ-Tertial ausdrücklich die Höhe der Aufwandsentschädigung zu erfragen und zu dokumentieren.
Die Listen umfassen Lehrkrankenhäuser und -Lehrkliniken. Zur Förderung der Allgemeinmedizin werden auch Stipendien für Studierende im PJ in anderen Einrichtungen, vor allem Lehrpraxen, gewährt. Eine Übersicht finden Sie auf dieser Site (kuni.org/to/XBDB) der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).
In die Zuordnung zu den Klassen gehen nicht nur die Höhe der Aufwandsentschädigung ein, sondern auch zusätzliche Leistungen und ggf. Abzüge dafür.
Am 1.04.2013 war die Änderung der Approbationsordnung in Kraft getreten, die den Studierenden generell eine Wahl aller Lehrkrankenhäuser eröffnet (wir berichteten hier).
Zu der sehr ungleichen Verteilung in den verschiedenen Bundesländern haben wir hier Radio Eriwan befragt.
In dieser Klasse führen wir Lehrkrankenhäuser auf, die eine höhere Aufwandsentschädigung bezahlen als in der Fakultativklasse.
Wenn es um die Regelung der Arbeitsbedingungen geht, ist ein Tarifvertrag mit dem Marburger Bund unübertroffen. Deshalb ist es nur konsequent, dass wir auch hinsichtlich der Vergütung im PJ auf den Konzerntarifvertrag mit HELIOS Kliniken GmbH verweisen, in dem an Lehrkrankenhäusern des Konzerns eine Vergütung vereinbart worden ist, die seit 01.07.10 700 € beträgt. Allerdings hat der Konzern die Deckelung in der Approbationsordnung (einer Rechtsverordnung) zum Anlass genommen, nur noch eine 'Aufwandsentschädigung gemäß der gesetzlichen Regelungen' (Rechtschreibfehler haben wir aus dem Zitat entfernt) zu zahlen: 595 €. Dass sich der Konzern damit noch in der Premium-Klasse hält, werten wir als positive Nachwirkung des MB-Tarifvertrages. Aber Vorsicht: Die von Rhön zugekauften HELIOS-Kliniken gehören nicht zum Geltungsbereich des MB-Tarifvertrags.
Auch eine Betriebsvereinbarung mit dem MB, wie sie das Klinikum Fulda getroffen hat, veranlasst uns zu einer Zuordnung in die Premium-Klasse, trotz niedrigerer Vergütung. Verhindert das doch wie bei einem Tarifvertrag willkürliche Änderungen.
Ohne Verpflichtung durch einen Tarifvertrag deuten wir die Zahlung einer Aufwandsentschädigung von ca. 400 € als Einsicht in die Notwendigkeit einer Anpassung.
Hier listen wir Lehrkrankenhäuser, die immerhin eine geringfügige Aufwandsentschädigung um 100-250 € bezahlen oder geldwerte Leistungen wie freie Unterkunft oder Verpflegung anbieten. Wir vermuten, dass die weitere Entwicklung nicht zuletzt von der Nachfrage und vom Verhandlungsgeschick der Studierenden abhängen wird.
Es gibt viele gute Gründe, die Studierende im PJ daran hindern können, kurzfristig den Arbeits- und Wohnort zu wechseln. Oft sind es familiäre und soziale Verpflichtungen, wie z.B. die Sorge um pflegebedürftige Angehörige oder die Betreuung eigener Kinder. Dies ist wohl eine der Erklärungen, warum trotz fehlender Vergütungen noch manches PJ-Tertial an einem Uniklinikum absolviert wird, das keine Aufwandsentschädigung zahlt und sogar auf seine Lehrkrankenhäuser einen entsprechenden Einfluss nimmt.
Wir bewundern auch immer wieder abenteuerliche Naturen, die eine Herausforderung suchen und aus erster Hand erfahren wollen, wie gerade Hochleistungskliniken besonders unter dem politisch gewollten Kaputtsparen der Krankenhäuser leiden und wie verheerend sich ein jahrelanger Investitionsstau auswirkt. Oft ist auch eine massive Missachtung des Arbeitszeitgesetzes zu besichtigen. Eindrucksvoll kann auch sein, wie der Anspruch auf Spitzenforschung mit der Möglichkeit dazu während der regulären Arbeitszeit disharmoniert. Schließlich kann man sich aus erster Hand über die Unterbezahlung derer informieren, die überwiegend in Forschung und Lehre tätig sind und deshalb nicht vom Geltungsbereich des Tarifvertrages mit dem Marburger Bund erfasst werden.
Wer während der Praktika im Studium noch nicht vom Sinn einer Flucht ins Ausland überzeugt wurde, erkennt ihn oft im PJ an solchen Kliniken.
Wir hören auch von Studierenden die Klage, trotz freier Plätze an einem PJ in einem Krankenhaus ihrer Wahl behindert zu werden. In diesem Zusammenhang ist der Hinweis nützlich, dass für die Anerkennung eines PJ-Tertials das Landesprüfungsamt zuständig ist. Es gibt auch Lehrkrankenhäuser, die für die Studierenden die abschließende mündliche Prüfung des Staatsexamens an ihrem Haus organisieren.
Auch bei Uniklinika kann es eine Vergütung geben.
Da fast täglich weitere Krankenhäuser bekannt werden, die im PJ eine Aufwandsentschädigung zahlen, verzichten wir in unseren Listen auf eine Zuordnung von Lehrkrankenhäusern oder Unikliniken zur Ausbeuter-Klasse. Aus dem Fehlen eines Hauses in unseren Listen kann nicht auf die Zugehörigkeit zur Ausbeuter-Klasse geschlossen werden; Grund kann auch sein, dass keine ausreichend aktuelle Quelle zu finden war. Diese Lehrkrankenhäuser sind in den Karten mit gekennzeichnet.
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