2016-08-28
Im Prinzip Nein,
ein Stipendium ist immer echt01. Im zitierten Wikipedia-Artikel wird ein breites Spektrum der Vergabepraxis geschildert, darunter werden auch Stipendien aufgeführt, mit denen ein Studium oder sein Abschluss gefördert wird, also ein Stadium, in dem es schwierig bis unmöglich ist, den Unterhalt durch zusätzliche Arbeit zu finanzieren. "Als „Gegenleistung“ sind bei den meisten Stiftungen die Teilnahme an Stiftungsseminaren, Treffen in den Stipendiatengruppen sowie das Verfassen von Jahresberichten verpflichtend."02.
Allerdings finden Medizinstudierende, insbesondere im Praktischen Jahr (PJ), auch andere Finanzierungsangebote, die als Stipendium bezeichnet werden.
Frage an Radio Eriwan: Sind das alles wirklich Stipendien?
Im Prinzip Nein,
ist der Stipendiengeber ein Krankenhausträger, scheint es sich nicht selten um Darlehen mit Bedingungen zu handeln, die sie von einem Stipendium unterscheiden, zumindest wie Radio Eriwan übereinstimmend mit dem zitierten Wikipedia-Artikel den Begriff versteht: Als Gegenleistung wird vorausgesetzt, dass nicht nur während der PJ-Tertiale, sondern auch für die nachfolgenden Jahre der Facharztweiterbildung ausschließlich bei ihm gearbeitet wird.
Frage an Radio Eriwan: Kann ich mich auf ein solches Darlehen einlassen?
Im Prinzip Nein,
auch ein Darlehen, das als Stipendium bezeichnet wird, bleibt ein Darlehen, das i.d.R., ev. sogar mit Zinsen, zurückgezahlt werden muss, wenn die meist über viele Jahre reichenden vertraglichen Bedingungen nicht eingehalten werden können. Dazu kann es viele Gründe geben, z.B.:
Mitglieder der Ärztegewerkschaft Marburger Bund sollten sich unbedingt von einem Profi ihres Landesverbandes beraten lassen, der auch das Kleingedruckte analysieren und über Alternativen beraten kann.
Letzte Überprüfung: 2016-08-29
01 https://de.wikipedia.org/wiki/Stipendium | kuni.org/to/77vB
02 https://de.wikipedia.org/wiki/Stipendium#Deutschl
and | kuni.org/to/7ydB
2015-12-03, aktualisiert: 2022-08-20
Im Prinzip Ja,
real ist der Titel des Artikels von Christian Heinrich zum "Thema Nachwuchsmediziner" in "CHANCEN" der ZEIT No 47 S. 8301. Darin beschreibt er einleitend einen "Eklat", der sich im OP eines norddeutschen Krankenhauses ereignet haben soll. Radio Eriwan muss dem Autor glauben, dass ein Student im Praktischen Jahr (PJ – Radio Eriwan) mit Haken die Bauchdecke bei der Blinddarmoperation eines 58-Jährigen aufgehalten hat und dem operierenden Chefarzt gesagt haben soll: "In einer Viertelstunde muss ich gehen, ich habe seit fünf Minuten Feierabend."
Frage an Radio Eriwan: Schildert der Artikel eine Realität?
Im Prinzip Ja,
allerdings liegt die Wahrscheinlichkeit für Männer im PJ weit unter 50%, sie stellen etwa ein Drittel der Studierenden. Wenn sie nicht zu den 9% gehören, die das PJ im Ausland absolvieren, und am Pflichfach Chirurgie interessiert sind, wählen sie keine Uniklinik, sondern ein Lehrkrankenhaus (in PJ-Ranking02 ca. 75%), an dem sie sich mehr Teilnahme an der praktischen (sic!) Krankenversorgung versprechen. Vom Autor der Generation Y zugerechnet, kann vom Studenten nicht nur starkes berufliches Interesse, sondern auch eine hohe Qualifikation sowie digitale Kompetenz erwartet werden03. Dazu passt die vom Autor geschilderte Reaktion des prompt aus dem OP Entlassenen: "Gut, dann schau ich mir die Operation auf YouTube an, dort bekomme ich auch wenigstens etwas erklärt. Tschüss."
Frage an Radio Eriwan: Ist das fehlende Erklären durch den Chefarzt eine Realität?
Im Prinzip Ja,
denn nach der "PJ-Umfrage 2014" von via medici des Thieme-Verlags "Tolle Ausbildung oder schnöde Ausbeutung?"04 hat sich (über alle Fächern hinweg – Radio Eriwan) der Chefarzt "nur wenig bis gar nicht am eigentlich ihm obliegenden Ausbildungsauftrag beteiligt". Der Chirurgie wurde mit 11% Häufigkeit der Beurteilung "sehr gut" die schlechteste Betreuungsqualität aller Fächer bescheinigt, gegenüber der Umfrage 201105 (17%) noch dazu eine markante Verschlechterung. 27% der Studierenden hatten "häufig das Gefühl, nur als billige Arbeitskraft missbraucht zu werden, die Blutentnahmen am Fließband erledigt und im OP Haken und Klappe hält".
Frage an Radio Eriwan: Hat der PJ-Student etwas verpasst?
Im Prinzip Ja,
wenn der Chefarzt ihm erklärt hätte, warum er eine offene Appendektomie durchgeführt hat statt eine gerade bei älteren Patienten heute bevorzugte minimal-invasive endokopische Entfernung des Blinddarms ("Schlüssellochchirurgie")06.
Frage an Radio Eriwan: "Ich operiere dann morgen weiter" – wirklich real
Im Prinzip Nein,
im Artikel wird der Titelsatz nicht mehr aufgegriffen und nicht belegt. Radio Eriwan mutmaßt einen Blickfang für den Artikel über Konflikte, weil die "Nachwuchsmediziner der Generation Y … andere Vorstellungen vom Leben und Arbeiten als ihre Chefs" haben.
Frage an Radio Eriwan: Kann das gut gehen?
Im Prinzip Ja,
Radio Eriwan hat auf diese Frage aus dem Untertitel des Artikels zwei Antworten:
Frage an Radio Eriwan: Wirkt im PJ eine Generation Y?
Im Prinzip Nein,
die sehr unterschiedlichen Biografien durch die Zulassungsbedingungen im Fach Medizin mit einem besonders strengen Numerus-Clausus, die (Wieder-)Aufnahme des Medizinstudiums bei vielen Frauen nach einer Familienpause etc. lassen es nicht zu, die Studierenden im PJ einer Generation zuzurechnen. Zudem leuchtet Radio Eriwan die Kritik ein, nach der "Generationenkonzepte wie Y oder Z nichts anderes als Pseudowissenschaft" sind (2018-08-15 fand sich diese Formulierung nicht mehr im zitierten Artikel, dafür der "Hamburger Bildungsforscher" "Rolf Schulmeister geht sogar so weit zu bezweifeln, dass Angehörige der o. g. Jahrgänge „typischerweise“ Merkmale aufwiesen, die sie deutlich von denen anderer Jahrgänge unterschieden und es rechtfertigten, von einer „Generation y“ zu sprechen" und Hannes Schrader wird aus 'ZEIT Campus' zitiert mit "dass das Reden über Generationen vordergründig dazu diene, Klischees zu erzeugen" und der Generationsbegriff werde "von Forschern missbraucht, die endlich mal wieder interviewt werden wollen. Von Journalisten, die gefühlige Texte schreiben wollen. Sie machen Annahmen, die sich eh nicht überprüfen lassen und auf irgendwen immer zutreffen werden." 07.
Letzte Überprüfung: 2022-08-19
01 https://www.zeit.de/2015/47/mediziner-nachwuch
s-generation-y-arbeit-leben/komplettansicht#ma
in#main | www.kuni.org/to/rLNRQ
02 https://www.pj-ranking.de/ | www.kuni.org/to/n8Lb
03 https://de.wikipedia.org/wiki/Generation_Y#Soziol
ogische_Charakterisierung | www.kuni.org/to/nPxb
04 https://www.thieme.de/viamedici/pj-pj-umfrage-155
6/a/pj-umfrage-2014-21649.htm | www.kuni.org/to/nLKb
05 https://www.thieme.de/viamedici/pj-pj-umfrage-155
6/a/umfrage-pj-umfrage-2011-10862.htm | www.kuni.org/to/nV6b
06 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26575247 | www.kuni.org/to/nXVb
07 https://de.wikipedia.org/wiki/Generation_Y#Bezwei
flung_der_Existenz_einer_Generation_Y | www.kuni.org/to/SvBRQ
2015-06-03
Im Prinzip Nein,
wenn Hans-Werner Sinn, Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft, Präsident des ifo Instituts, mit seiner Kolumne "Wider die Spartengewerkschaften – Streik als volkswirtschaftliches Risiko" recht hat01: "Spartengewerkschaften schädigen nicht nur die Arbeitgeber und die Kunden der Betriebe, sondern letztlich auch die dort beschäftigten Arbeitnehmer. Deshalb haben sie aus ökonomischer Sicht keine Daseinsberechtigung – egal, was das Rechtssystem dazu sagt."
Sinn, bereits 2009 Preisträger des NABU (Naturschutzbund Deutschland)02, sorgt sich um die Allmende: "Aus ökonomischer Sicht lässt sich die Aggressivität der Spartengewerkschaften aus dem sogenannten Allmende-Problem ableiten. Die Allmende, also die Dorfwiese, die allen gehört, wird überweidet, wenn jeder Bauer selbst darüber entscheiden darf, wie viel Vieh er dort hintreibt. Im Endeffekt führt die Zerstörung der Grasnarbe dazu, dass die Wiese weniger Gras produziert, als wenn sie nur von einem Bauern bewirtschaftet würde. Auch Gewerkschaften, die nur für bestimmte Berufsstände verhandeln, "überweiden" den Betrieb, um im Bild zu bleiben, und unterminieren seine Wettbewerbsfähigkeit."
Frage an Radio Eriwan: Schädigt denn die Spartengewerkschaft Marburger Bund die Arbeitgeber?
Im Prinzip Nein,
gegen diese Vermutung spricht, dass viele Arbeitgeber damit werben, einen Tarifvertrag mit dem Marburger Bund (MB-TV) zu haben, oder damit, dass sie sich an einem MB-TV orientieren.
Frage an Radio Eriwan: Schädigt denn die Spartengewerkschaft Marburger Bund die "Kunden der Betriebe"?
Im Prinzip Nein,
nachdem der MB in wochenlangen Streiks (notwendig ausschließlich gegen staatliche und kommunale Arbeitgeber) aufgrund der Geschlossenheit und Solidarität der Ärztinnen und Ärzte Kampfbereitschaft und Stärke bewiesen hatte, wurden inzwischen sehr viele MB-TV ohne Kampfmaßnahmen abgeschlossen. Auch hatte der MB während notwendiger Streiks für die Patientinnen und Patienten bestreikter Kliniken einen Notdienst organisiert.
Da Kliniken mit MB-TV in der Lage sind, qualifizierte Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen und zu halten, profitieren vor allem die "Kunden der Betriebe".
Frage an Radio Eriwan: Schädigt denn die Spartengewerkschaft Marburger Bund "letztlich auch die dort beschäftigten Arbeitnehmer"?
Im Prinzip Nein,
unter der Voraussetzung, dass Sinn damit die nicht in der Spartengewerkschaft organisierten Arbeitnehmer meint: Obwohl jeder TV zunächst nur für die Mitglieder der abschließenden Gewerkschaft zwingend gilt, wenden die tarifgebundenen Arbeitgeber den MB-TV auf alle Ärztinnen und Ärzte an, ohne sich an einer Mitgliedschaft im MB zu orientieren. Davon profitiert also auch die Minderheit, die (noch) nicht Mitglied in der Ärztegewerkschaft Marburger Bund ist.
Vom MB innovativ ausgehandelten Bestimmungen, die auch für andere Sparten (Pflegepersonal und med.-techn. Dienst) bedeutsam sind, z.B. zum Bereitschaftsdienst und zur Rufbereitschaft, konnten nicht selten von den dafür zuständigen Gewerkschaften in ihre Tarifverträge übernommen werden.
Und was letztlich alle Arbeitnehmer einer Klinik anbelangt: Ohne einen MB-TV und seine positiven Auswirkungen auf den Personalbestand hat eine Klinik in der aktuellen Konkurrenz einen besonders schweren Stand.
Letzte Überprüfung: 2019-07-18
01 https://www.risknet.de/themen/risknews/streik-als
-volkswirtschaftliches-risiko | kuni.org/to/bdDb
02 http://de.wikipedia.org/wiki/Dinosaurier_des_J
ahres | kuni.org/to/bpcb
2015-05-31, aktualisiert: 2021-11-26
Karten und Listen haben wir für folgende Bundesländer zusammengestellt:
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen
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2015-05-31, aktualisiert: 2023-06-03
Die Links zu den Listen und Karten anderer Bundesländern finden Sie ebenso wie wichtige Hinweise hier.
Die Karte der Bundesländer finden sie hier.
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2015-05-31, aktualisiert: 2023-06-03
Die Links zu den Listen und Karten anderer Bundesländern finden Sie ebenso wie wichtige Hinweise hier.
Die Karte der Bundesländer finden sie hier.
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2015-05-31, aktualisiert: 2023-06-03
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Die Karte des Bundeslandes finden sie hier.
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2015-05-31, aktualisiert: 2023-06-03
Die Links zu den Listen und Karten anderer Bundesländern finden Sie ebenso wie wichtige Hinweise hier.
Die Karte der Bundesländer finden sie hier.
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2015-04-08
Im Prinzip Ja,
zumindest nach führenden Meinungen im Bundesarbeitskreis Christlich Demokratischer Juristen (BACDJ), der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Präsidium und Vorstand der CDU Deutschlands in allen rechtspolitischen Fragen zu beraten01, in einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Entwurf des Tarifeinheitsgesetzes, das am 05.03.2015 vom Bundestag in erster Lesung beraten worden ist02.
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2015-03-02
Im Prinzip Jein,
Gutachten, die der wissenschaftliche Dienst des Bundestages erstellt, werden in der Regel nicht veröffentlicht. Auch Auftraggeber dürfen dann nicht daraus zitieren wie MdB Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die Grünen), der inzwischen das von ihr beauftragte Gutachten über das Tarifeinheitsgesetz vorliegt01. Deshalb kann Radio Eriwan die Frage nicht beantworten, sondern nur die Schlussfolgerung von Frau Müller-Gemmeke zitieren, es reihe sich ein in die vielfältigen kritischen Stimmen von namhaften Rechtsexperten; "Deshalb sollte Frau Nahles endlich die Notbremse ziehen und die gesetzliche Tarifeinheit von der Tagesordnung nehmen."
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